Nachtläufer
2008

Verlag Carl Ueberreuter, Wien

ISBN 978-3-8000-5423-7

12,95 €

 

[Zusammenfassung] - [Pressestimmen] - [Leseprobe]

Zusammenfassung

ZurückTaxiOder du bleibst über Nacht - ich frag' ja nur!

Die beiden Jungen lagen bäuchlings nebeneinander auf dem Boden, vor sich zwei große Bildbände, über deren Fotos sie sich aufgeregt unterhielten.
"Hier, schau dir das an, Tom!", sagte Urs. "Der steht auf seinem Surfbrett, als wenn er nie irgendwo anders gestanden hätte. Und die Welle ist bestimmt viermal so hoch wie er selbst!"
"Meinst du, der hat überhaupt gemerkt, dass da so eine Welle hinter ihm her ist?", fragte Tom. "'Denn interessant wäre echt ein Bild vom nächsten Augenblick. Wahrscheinlich hat es ihn granatenmäßig ins Wasser gehauen!"
"Und wenn!" Urs‘ Backen glühten vor Begeisterung. "Das gehört doch zum Surfen dazu. Und wenn ich tausendmal von solchen Wellen verschluckt werde. Die spucken mich schon wieder aus! Ich werde irgendwann surfen in Hawaii, ich schwöre es dir." Er blätterte den abgegriffenen Bildband Surfparadies Hawaii andächtig weiter.
"… ich schwöre es dir", sagte er noch einmal leise.
"Weißt du, was dein Problem ist, Urs? Um zu surfen, musst du erst einmal schwimmen lernen ...

So beginnt die Geschichte der beiden Brüder Tom und Urs und das ist ihre Story:

In einer Welt ohne Sonne und frische Luft leben die verschworenen Brüder Tom und Urs zusammen mit ihrem Vater Frank. Die Mutter starb, als die große Dunkelheit  begann. Sie hausen in einer Kolonie unter der Erde, und wenn sie in Freie wollen, müssen sie sich wie die geheimnisvollen Nachtläufer mit dicken Rüstungen gegen den ewigen Sturm schützen. Die beiden Jungen aber wollen leben, wollen Spaß haben und nicht wie die Alten ihrer Kolonie nur auf den düsteren Tod warten. Da finden sie auf einer ihrer Touren an die Oberfläche, die sie regelmäßig unternehmen, um ihren “Schatz” auszubeuten, das Mädchen Eo und retten sie vor dem sicheren Tod. Frauen und Mädchen sind selten in ihrer Welt und ihre brüderliche Einigkeit droht an der hübschen Eo zu zerbrechen. Aber auch Eo hat ihre eigene Geschichte und ihren eigenen Kopf. Sie hat noch eine Rechnung offen mit der Kolonie, aus der sie kommt und drängt die beiden zu einem lebensgefährlichen Abenteuer.
Erst im Verlauf dieses Abenteuers erfahren sie, was die Erde so unbewohnbar und feindlich gemacht hat. Denn der Sturm und die Dunkelheit sind Folgen einer globalen Klimakatastrophe.

 

Pressestimmen:

Reinhold Ziegler erinnert an das Recht auf Glück, das jeder für sich beanspruchen kann ... es ist ein spannender, vielschichtiger Roman, der nach einer vorstellbaren Naturkatastrophe spielt. Ein Blick in die Zukunft!?
HITS für KIDS, 14 plus, Herbst/Winter 2008/2009

Zieglers Roman ist ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ... Ein Buch, das unter die Haut geht und Stoff liefert für Gespräche und Diskussionen
Margarete von Schwarzkopf, NDR

So wird „Nachtläufer“ zu einer kurzen und kurzweiligen, mitreißenden Lektüre für Jugendliche, die sich einfach nur in die Hauptpersonen hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen wollen. Und mit ihnen den Hoffnungsschimmer am Ende erleben können....
Christine Schlicht in www.fantasyguide.de

 

Leseprobe:

Frank, Toms Vater, der nur eine Wand weiter lag, hörte oft, wie die beiden Jungs sich unterhielten, aber es drängte ihn nie, etwas dazu zu sagen. Fünfzehn Jahre lang, seit die Nacht herrschte, hatte er sie allein großgezogen. Seinen Tom, und diesen Riesen Urs, den ihnen der Wind und das Schicksal sozusagen vor die Füße geweht hatte. Als Michaela noch da gewesen war, waren sie so etwas wie eine Familie gewesen. Als es noch hieß, der Sturm, der Staub, die Nacht, das alles sei nur eine Sache von ein paar Tagen, Wochen vielleicht – später in Monate umgedeutet. Als es Jahre zu werden begannen, hatte sich Schweigen ausgebreitet. Schweigen und Hoffnungslosigkeit. Und mit der Hoffnungslosigkeit waren die Tyrannen gekommen. Die Tunnelwarte und selbsternannten Fürsten und Kings. Die, die immer einen Weg finden, stärker und mächtiger zu sein und andere zu unterdrücken und für sich arbeiten zu lassen. Aber da war Micha schon tot. Erstickt an der vergifteten Luft, die manchen mehr ausmachte als anderen. Er war erwacht, da lag sie mit blauem Gesicht neben ihm, die Augen weit geöffnet, die Stirn, die Hände schon kalt. Hatte ihn zurückgelassen mit den beiden Jungs.
Seine Jungs – ihr Überleben war sein einziger Lebenssinn geworden. Nahrung zu beschaffen für die beiden und für sich, ihnen Schutz zu geben vor Menschen wie Piran und ihnen so viel wie möglich beizubringen.
Nun waren sie erwachsen. Sie brauchten ihn nicht mehr und er fühlte, dass mit ihrem Erwachsenwerden der Sinn seiner Existenz versickerte.

... / ...

Es ging ganz schnell. Urs setzte sich rittlings auf Piran und nahm ihm damit die Luft und noch bevor Piran richtig wach war, hatte er schon den vorbereiteten Knebel im Mund. Er zappelte und schlug um sich, aber Urs nagelte ihn mit seinem Gewicht am Boden fest und blockierte seine Hände.
"Pass auf, Piran!", sagte Tom, so ruhig es ihm möglich war. "Wir lassen dich am Leben, aber du wirst umziehen. Der Knebel hindert dich daran, deine Leute zusammen zu rufen. Du kannst durch deine hässliche Nase atmen. Wenn du nicht rumzappelst, reicht die Luft, sonst sehen wir schwarz für dich. Und siehst du das Messer hier? Wenn du irgendwelche dummen Sachen machst, schiebe ich es dir in dein böses Herz. Hast du alles verstanden? Dann nicke!"
Piran, der große, gemeine, gefürchtete Piran, gab seine Gegenwehr auf und nickte. Urs bog ihm die Arme auf den Rücken, als wären es Kinderärmchen und Tom legte ihm die Fesseln an. Sie schnürten ihn so zusammen, dass er fast keine Luft mehr bekam, dann winkten sie Eo herbei, die den Teppich brachte. Eo zitterte, selbst unter dem riesigen Mantel war das zu sehen.
Piran funkelte sie böse an.
Sie rollten ihn eng in den Teppich und trugen ihn gemeinsam zur Tür. Niemand begegnete ihnen. Und wenn! Sie brachten einen Teppich zum Ausgang, um ihn zu tauschen. Wen sollte das interessieren?

 

[Zurück zum Seitenanfang]