Ich wollte dieses Welt nicht verändern. Wenn ich es trotzdem getan habe, tut es mir Leid.
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Ja, ich verstehe, Sir, keine Statements, keine Entschuldigungen - zuerst nur meine Personaldaten. Meine Pi-Nummer ist 02202606840013. Mein Name Tubor Both.
... so beginnt der Roman “Version 5 Punkt 12”, und das ist die Story:
In der Silversternacht des Jahres 1999 beginnt die Geschichte des Tubor Both, der die Welt nie verändern wollte. Mit seiner großen Liebe, der Irin Nuala, lebt er in München, bis sich unter dem Druck einer Wirtschaftskrise sein bis dahin unauffälliges Leben verändert. Er sucht sein Glück in der hypermodernen Metropole Wohnwiesen. Die schöne neue Welt der virtuellen Realität fasziniert ihn, Einsamkeit und dunkle Gedanken schiebt er beiseite; spielerisch und stark, so will er sein neues Leben meistern. Ausgerechnet ein Computerspiel, entworfen von der pensionierten Computerspezialistin Chris, mit der er sich angefreundet hat, bringt ihn in die Wirklichkeit zurück. Er gerät in eine Krise, aus der er nur noch einen Ausweg sieht.
Ein ebenso packender wie beunruhigender Roman und darüber hinaus ein visionärer Ausblick auf das, was uns alle in naher Zukunft erwarten könnte. Für Jugendliche ab etwa 14 und Erwachsene.
Version 5 Punkt 12
1997
Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis 1998
Jugendliteraturpreis der Stadt Bad Harzburg 1998
“Harzburger Eselsohr”
Verlag Beltz & Gelberg (Weinheim Basel)
ISBN 3-407-78818-5
7,40 €
Übersetzungen:
Französisch
Spanisch
Chinesisch
[Zusammenfassung] - [Pressestimmen] - [Leseprobe]
Dann setzte ich mich an mein Fenster und wartete auf das Ende der Welt. Gegen acht hörte ich die Tür der Nachbarwohnung, dann setzte das dumpfe Pochen der Musik ein. Ich holte mir ein Glas Port ans Fenster, sah weiter hinaus. Es werden wohl einige Lichter ausgehen, hatte Chris gemeint, und das wollte ich nicht verpassen. Über dem Flughafen und den Häusern der äußeren Weststadt ging langsam die Sonne unter. Ganz drüben im Norden hinter dem Wald konnte ich noch ein paar der höchsten DaZe-Gebäude ausmachen. Das letzte Sonnenlicht spiegelte sich in ihren Scheiben. Gegen halb zehn erreichte eine Nachricht meinen PT: Robin wird heute Nacht operiert, es gibt wieder Hoffnung! Lydia.
Zwei Minuten später gingen unten plötzlich die Straßenlampen aus. Mit einem Mal lag das Einkaufszentrum unter der Kuppel gespenstisch dunkel wie eine schlafende Schildkröte unter mir. Ich drückte mein Gesicht an die Scheibe, um zu sehen, ob auch im DaZe die Lichter verlöschten, in diesem Augenblick fiel bei mir in der Wohnung der Strom aus. Gespenstische Stille breitete sich aus. Die Standby-Anzeige am PT war erloschen, das ständige leise Surren der Heiz- und Klimaanlage erstarb. Es herrschte völlige Ruhe. Auch das Pochen des Basses aus der Nachbarwohnung hatte aufgehört. Draußen irrten vereinzelt doppelte Autolichtkegel über die Straßen. Weit hinten, hinter dem Wald, war plötzlich ein rötlicher Schein zu sehen, ein unregelmäßiges Licht, das heller und dunkler wurde.
Ich wurde unruhig, schluckte, versuchte die aufsteigende Hektik und Panik unten zu halten. Dann hörte ich draußen Stimmen. In der Wohnung war es so dunkel, dass ich mich nur noch tastend fortbewegen konnte. Ich suchte mir meinen Weg zu einem Küchenschrank, in dem ich ein Feuerzeug wusste, leuchtete mir den Weg zurück zu meiner Schrankwand, zu einem Leuchter mit Kerze, einem scheußlichen Ding, ein Geschenk meiner Mutter. Das Licht beruhigte mich ein wenig. Ich liess mich in einen Sessel fallen und beobachtete, wie die Flamme den unberührten Docht hinunterleckte, wie mattes Wachs glänzend aufschmolz, das Flackern der Flamme nachließ. Schließlich beleuchtete mattes, ruhiges, gelbes Licht mein kleines Apartment.
Die Stimmen draußen waren lauter geworden, es mussten Menschen auf dem Gang sein. Wieder ging ich zum Fenster. Noch immer war alles dunkel, nur der rote Schein hinter dem Wald war stärker geworden. Es sah aus, als ob dort Rauch aufstieg, etwas brannte dort. Dann riss mich ein Klopfen an meiner Tür herum. "Wer ist da?", rief ich, aber ich konnte keine Stimmen unterscheiden, keine Worte verstehen, nur murmelnde, hektische Aufgeregtheit. Vorsichtig öffnete ich.
"Stellen Sie etwas in die Tür, damit sie nicht zuschlägt", rief mir jemand aus der Dunkelheit entgegen, "sie hat sich schon ausgesperrt, haben Sie ein Licht? - Er hat eine Kerze", und von irgendwo weiter hinten: "… Hierher, er hat eine Kerze …"
Menschen drängten plötzlich an mir vorbei in mein Apartment, nie zuvor hatte ich auch nur einen von ihnen gesehen, plötzlich riesige, aufgeregte Kopfschatten an meiner Wand, Menschen, die aufeinander und auf mich einredeten und hektisch durcheinander erzählten. Hier im Haus war ein Aufzug steckengeblieben, so viel verstand ich, und irgendwo brannte es, nein, nicht hier im Haus, draußen irgendwo.
"Das DaZe brennt", sagte jemand, "das Datenzentrum hinterm Wald." "Vielleicht sollte man die Kerze ausmachen, wegen der Brandgefahr", andere widersprachen ängstlich. Endlich redete jemand ruhig mit mir, ein Mann, ich konnte sein Gesicht im Schein der Kerze undeutlich erkennen, er mochte etwa in meinem Alter sein, er trug einen Morgenmantel.
"Würden Sie mir mit der Kerze in meine Wohnung leuchten? Ich muss irgendwo eine Notlampe haben, aber im Dunkeln finde ich sie nicht."
"Bitte, lassen Sie doch das Licht hier", schrie eine Stimme. Der Mann drehte sich um. Er sprach zu allen.
"Setzen Sie sich am besten alle ruhig hin, ich gehe mit dem Herrn hier rüber in meine Wohnung, wir holen ein Notlicht - ein paar Minuten nur." Plötzlich gehorchten ihm alle, setzten sich auf mein Sofa, auf meine Esstischstühle, auf den Boden. Wie bei einer Party, dachte ich, noch nie hatte ich meine Wohnung so voller Leben gesehen.
"Kommen Sie", sagte er zu mir, "aber stellen Sie etwas in Ihre Tür, die Schlösser reagieren nicht mehr auf die Pi-Karten, ihre Nachbarin hat sich schon ausgesperrt!"
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 30.8.98: Langweilig wird das Buch nie, ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ...
Süddeutsche Zeitung, 7.1.2000: Ziegler will seine Leser davor warnen, der Faszination des Computers als Kommunikationspartner zu erliegen. ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ...
Öko-Test-Magazin 12/98: ...Wie dann aus dem angepaßten Datenfreak ein PC-Terrorist wird, ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ...
Eselsohr 12/97: ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ... unaufdringlich, nicht actionlastig und äußerst empfehlenswert.
Saarbrücker Zeitung, 6.1.1998: Ein Wahnsinnsbuch. ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ...
Zusammenfassung: